Bauernolympiade auf dem Gut Hardenberg
Rassekaninchen als TV-Stars bei RLT
Kurz nach den Olympischen Sommerspielen 2016 in Brasilien wurde die "Bauernolympiade" mit der aus der RTL-Serie „Bauer sucht Frau“ bekannten Moderatorin Inka Bause und Co-Moderator Jochen Bendel im Fernsehen ausgestrahlt, die einige Tage vorher auf dem gräflichen Landsitz Gut Hardenberg bei Göttingen aufgezeichnet wurde. Mit dabei waren auch zwei Rassekaninchenzüchter mit ihren Tieren, die dadurch die Rassekaninchenzucht einem großen Publikum präsentierten.
Vorbereitung der Sendung
Etwa sieben Wochen vor der geplanten Aufzeichnung der Sendung bekam ich eine Anfrage der Produktionsgesellschaft, die für RTL auch die bisherigen Staffeln von „Bauer sucht Frau“ produziert hat, für die „Bauernolympiade“. In der Show sollen fünf der bekanntesten Bauern aus den bisherigen Staffeln der Sendung „Bauer sucht Frau“ und fünf ausgewählte Prominente gegeneinander in einem Wettkampf für den guten Zweck antreten. Teil der Wettkampf-Spiele soll auch ein Quiz sein, in dem es um Superlativen vom Land geht wie beispielsweise der größte Kürbis, der schnellste Mähdrescher, das größte Kaninchen usw.
Man bat mich um Tipps bzw. wollte u.a. wissen, welches Kaninchen das ist und wo man einen Züchter dieser Rasse findet, denn sowohl das Tier als auch den Züchter wollte man als Bestandteil der Quizfrage und der Auflösung in der Studio-Scheune auf dem Gut Hardenberg begrüßen.
Ich setzte mich telefonisch mit der Redakteurin der Produktionsgesellschaft in Verbindung und gab einige Erklärungen zur Rassekaninchenzucht ganz allgemein und zum größten Kaninchen, dem Deutschen Riesen. Man wollte wissen, wie groß der schwerste Deutsche Riese ist und wollte diesen Sieger dann gern in der Sendung haben. Ich musste zunächst erst einmal klarstellen, dass bei einer Bewertung eines Rassekaninchens nicht die Größe von Bedeutung ist bzw. nicht das Tier, das am schwersten ist, bei einer Ausstellung ganz vorn liegt sondern dass es auf viele andere Kriterien ankommt. Weil ich von zahlreichen Presseterminen bzw. aufgrund meiner langjährigen Zusammenarbeit mit den Medien weiß, was von dort gern genommen bzw. auf Fotos und im Fernsehen gezeigt wird, machte ich den Vorschlag, neben dem größten doch auch das kleinste Kaninchen, einen Farbenzwerg, zu zeigen. Diese Idee wurde sofort begrüßt und die Redakteurin wollte das mit den Verantwortlichen des Senders RTL besprechen. Auf Bitte von dort schickte ich Fotos mit einer Aufstellung der wichtigsten Kriterien dieser beiden Rassen zur Produktionsgesellschaft. In den nächsten Tagen wurde ich in weiteren E-Mails bzw. Telefongesprächen vom Stand der Gespräche der Redakteurin mit dem Sender unterrichtet und auf dem Laufenden gehalten.
Dann kam „grünes Licht“, dass der Sender meine Idee gern aufgreift und diese beiden Rassen präsentiert werden sollen. Zwischenzeitlich hatte ich schon Ausschau nach geeigneten Züchtern dieser beiden Rassen gehalten. Einerseits durften sie nicht allzu weit vom Drehort entfernt wohnen und andererseits sollten sie auch in der Lage sein, „unfallfrei“ einige Sätze vor der Kamera sagen zu können. Ich wurde dann schnell im LV Kurhessen fündig und beide Züchter sagten mir zu, dass sie sich mit ihren Tieren einen Auftritt vor der Kamera vorstellen können.
Etwa drei Wochen vor der geplanten Aufzeichnung wurde ich benachrichtigt, dass noch eine Bescheinigung des zuständigen Veterinäramtes benötigt wird, denn gemäß § 11 des Tierschutzgesetzes bedarf, wer gewerbsmäßig Tiere zur Schau stellen oder für solche Zwecke zur Verfügung stellen will, der Erlaubnis der zuständigen Behörde. Also setzte ich mich mit dem für die beiden von mir angedachten Züchter zuständigen Veterinäramt in Eschwege in Verbindung und bekam nach Schilderung der Sachlage von dort eine Bescheinigung zugeschickt, die ich umgehend an die Produktionsgesellschaft weitergeleitet habe.
In den letzten Tagen vor der Aufzeichnung der Sendung bekam ich fast täglich eine E-Mail mit Infos zum Ablauf der Veranstaltung, einer Anfahrtsbeschreibung zum Gut Hardenberg und den Kontaktdaten der Ansprechpersonen vor Ort sowie mit Anfragen der verantwortlichen Redakteurin zu den Züchtern und den Wert der Tiere mit der Bitte um Übersendung einer Kopie der Haftpflichtversicherung. Während der gesamten Zeit hatte ich die beiden Züchter immer umgehend mit den mir gerade mitgeteilten neuen Informationen versorgt und auf dem Laufenden gehalten.
Am Tag vor der Veranstaltung wurde ich „gebrieft“, was am kommenden Tag auf die Züchter zukommt bzw. wie der Ablauf der Veranstaltung mit Generalprobe und die Aufzeichnung der Sendung sein werde. Ich wurde beispielsweise auch gefragt, ob die beiden Kaninchen Namen haben, weil die Moderatorin dies in der Sendung erfragen wollte. Hier musste ich dann einige Aufklärungsarbeit bezüglich der Rassekaninchenzucht leisten und im langen Telefongespräch einige Vorurteile ausräumen, um zu verhindern, dass unser Hobby dann in der Sendung vor einem Millionenpublikum an den Bildschirmen verunglimpft wird bzw. die üblichen von uns nicht gern gehörten Begriffe wie „Mümmelmann“, „Langohren“ oder „Karnickel“ fallen.
Gerneralprobe am Vormittag
Am frühen Morgen trafen wir uns dann alle auf dem Gut Hardenberg und wurden mit Ausweisen ausgestattet, um uns auf dem großen Gelände frei bewegen und auch das Caterer-Zelt aufsuchen zu können. Hier gab es den ganzen Tag über heiße und kalte Getränke sowie mittags und abends jeweils ein kalt/warmes Buffet.
Die beiden Teams, die gegeneinander antreten sollten, bestanden aus den aus der Serie „Bauer sucht Frau“ bekannten Bauern Josef, Bruno, Leonhard, Gunther und Schäfer Heinrich auf der einen und „Alles was zählt"-Schauspieler und Stuntman Sam Eisenstein, Entertainer Jürgen Milski, Doku-Soap-Star Detlef Steves sowie den Ex-Fußballprofis Ailton und Thorsten Legat auf der anderen Seite.
Kurz vor der Generalprobe war ein Veterinär erschienen, der die anwesenden Tiere – neben den beiden Kaninchen waren noch das kleinste Pferd Deutschlands mit einem Stockmaß von 52 Zentimetern sowie „Lady Gaga“, die schönste Kuh Deutschlands, für die Sendung engagiert worden – jeweils auf ihren Gesundheitszustand hin überprüfen musste.
Die Generalprobe wurde mehrfach unterbrochen, weil immer wieder die Kamera- und Scheinwerfereinstellungen überprüft werden mussten. Zunächst wurden die Spiele, die in der späteren Sendung zu absolvieren waren, von Statisten durchgeübt. Erst später kamen dann die Bauern und die Promis hinzu. Sehr wichtig war, dass die beiden Mannschaften die Kaninchenzüchter sowie die anderen Tiere nicht zu sehen bekamen, damit sie nicht die Fragen und Antworten für das spätere Quiz vorab erahnen bzw. erfahren konnten. Alle Beteiligten, auch das Moderatorenduo, waren hier noch in „privater“ Kleidung und erst zur späteren Sendung sollten sie dann in entsprechender Kleidung – Inka Bause im Dirndl – erscheinen.
Die Generalprobe zog sich in die Länge und zwischen ihr und der Aufzeichnung der Sendung lag viel Zeit, die es abzusitzen galt, aber Fernseharbeit, so wurde uns immer wieder gesagt, ist mit sehr viel Warten verbunden.
Aufzeichnung der Sendung am Nachmittag
Nachmittags kamen dann die Bauern aller bisherigen „Bauer sucht Frau“-Staffeln mit ihren Partnerinnen, die von RTL eingeladen worden waren und denen bestimmte Plätze in der Scheune zugewiesen wurden. Erst danach wurden die Zuschauer in die große Scheune eingelassen.
Gleich zu Beginn hatte die Moderatorin Inka Bause mehrere Ansagen zu machen, die dann nachher einfach zwischen die Sendeblöcke hereingesetzt werden. So beispielsweise jeweils ihre Ansage für die Werbeunterbrechung, die es während der Aufzeichnung natürlich nicht gegeben hat oder ihr mehrmaliger Hinweis und Informationen bezüglich des angebotenen Gewinnspieles. Interessant auch die Verfahrensweise bei Versprechern von Inka Bause oder Jochen Bendel oder ungünstigen Kameraeinstellungen. Anders als in einer Live-Sendung wurden hier die Textpassagen einfach neu gesprochen und beim späteren Schnitt der Aufzeichnung wurde kurz das Publikum gezeigt, so dass es dem Fernsehzuschauer nicht auffällt, dass hier geschnitten wurde.
Eingebettet zwischen verschiedenen Spielen, die zum Teil draußen vor der Scheune stattfanden und an die frühere bekannte Fernsehsendung „Spiel ohne Grenzen“ erinnerte, stand dann das Quiz auf dem Programm, bei dem es verschiedene Fakten zu erraten galt.
Hier kam dann auch der große Auftritt der beiden Rassekaninchenzüchter. Moderatorin Inka Bause begrüßte Walter Klein (K 32 Großalmerode) mit seinem Deutschen Riesen wildfarben und Helmut Reuter (K 19 Eschwege) mit seinem Farbenzwerg japanerfarbig. Sie erklärte zunächst, dass der Deutsche Riese das größte und der Farbenzwerg das kleinste Kaninchen seien und stellte im Rahmen des Quiz „Tierisch schlau“ die Frage, die dann auch groß auf den Monitoren eingeblendet und später in der Sendung zu sehen war: „Wieviel wiegen die beiden Kaninchen zusammen?“ Sie forderte die beiden Teams auf, das Gewicht innerhalb von 30 Sekunden zu erraten und auf die jeweilige Teamtafel zu schreiben. Nun wurde zunächst der Deutsche Riese und danach der Farbenzwerg gewogen. Der Deutsche Riese brachte es auf neun Kilo und der Farbenzwerg auf 1,2 kg. Die richtige Antwort wäre als 10,2 kg gewesen. Die Bauern hatten auf 13 kg und die Promis auf 14 kg getippt und somit waren die Bauern näher dran und der Punktgewinn bzw. der Geldbetrag in Höhe von 500 Euro ging an die Bauern.
Inka Bause interviewte dann zunächst Walter Klein und fragte ihn, welche Preise sein Deutscher Riese denn schon gewonnen hat und der Züchter zählte Erfolge bei Kreis- und Landeschauen auf und bekam Applaus der Zuschauer. Walter Klein ergänzte, dass es bei einer Bewertung nicht nur auf das Gewicht ankommt sondern auch auf die Länge der Ohren sowie weitere Positionen. Inka Bause fasste nach und wollte wissen, wie lang die Ohren denn mindestens sein müssen und welche Ohrenlänge dieses Tier hat und Walter Klein informierte dann über die entsprechenden Maße.
Danach richtete die Moderatorin die Frage an Helmut Reuter, ob auch bei Zwergkaninchen die Ohrenlänge eine Rolle spielt und ob das Tier ein bestimmtes Gewicht haben muss und auch hier stand der Züchter Rede und Antwort. Inka Bause war erstaunt über das niedrige Gewicht des Farbenzwerges und fragte nach, ob das Tier nachts auf Diät gesetzt wird. Helmut Reuter verneinte dies und meinte hierzu, dass die Tiere normalerweise gar nicht so viel fressen. Das gefiel der Moderatorin sehr und sie sagte später nach der Verabschiedung der beiden Züchter zu Jochen Bendel, es sei doch genial, dass die Tiere einfach aufhören zu fressen und man müsste ihr diesen Chip auch einmal einpflanzen.
Bevor der Sänger DJ Ötzi sein neuestes Lied „A Mann für Amore“ schmetterte, gab Inga Bause das Ergebnis der „Bauerolympiade“ bekannt. Gewonnen hatten die „Promis“, die mit der Goldmedaille ausgezeichnet wurden. Der von beiden Teams eingespielte Geldbetrag von über 11.000 Euro wurde nach vorheriger Absprache beider Teams addiert und dann in zwei Hälften geteilt, so dass jedes Team „sein“ Projekt für einen guten Zweck mit einer stattlichen Summe finanzieren konnte.
Wenige Tage nach der Aufzeichnung erreichte mich eine E-Mail mit Dank der Redakteurin für meine Ideen bzw. „Hilfen und Mühen“ sowie Lob für die beiden Züchter Walter Klein und Helmut Reuter, die einen „spitzen Auftritt“ gehabt hätten.
Fazit
Es war ein riesiger Aufwand für 90 Fernsehminuten (reine Sendezeit ohne Werbeblöcke) sowohl an Vorbereitungsarbeit als auch am Drehtag mit Generalprobe und anschließender Aufzeichnung der Sendung. Natürlich kann man in einer derartigen Show keine umfangreiche Information der Öffentlichkeit bezüglich der Rassekaninchenzucht einbauen bzw. erwarten, sondern es können nur ausschnittweise einige Bereiche aufgezeigt werden. Hier wurde jedoch wieder einmal ein Forum für die Rassekaninchenzucht geboten bzw. es wurde die Möglichkeit genutzt, unser Hobby einem großen Publikum vorzustellen und dafür kann und darf kein Aufwand zu viel sein!
Die beiden Teams der Bauern und der „Promis“ beim Üben vor der Genalprobe für eines der bevorstehenden Spiele mit Ailton, Detlef Steves, Thorsten Legat, Bauer Josef, Gunther, Schäfer Heinrich und Leonhard (von links)
Das Team der Bauern wird vor der Generalprobe interviewt und nach der Bewertung ihrer Chancen für einen Sieg bei der „Bauernolympiade“ befragt
Generalprobe mit den beiden Teams der Bauern und der „Promis“ und den Moderatoren Inka Bause und Jochen Bendel
Inka Bause und Jochen Bendel während der Generalprobe im Gespräch mit den Rassekaninchenzüchtern Helmut Reuter (ganz links) und Walter Klein (ganz rechts)
Der Titel der Sendung wurde immer wieder während der Aufzeichnung auf riesigen Bildschirmen präsentiert und von den Kameras eingefangen
Moderatorin Inka Bause
Einblendung eines der Spiele im Außenbereich auf großen Monitoren in der Scheune
Frage zum Gewicht der beiden Rassekaninchen im Quiz „Tierisch schlau“
Die beiden Teams beraten sich bezüglich des Gesamtgewichts des Deutschen Riesen und des Farbenzwerges
Co-Moderator Jochen Bendel wiegt den Deutschen Riesen von Walter Klein
Moderatorin Inka Bause interviewt zunächst Walter Klein (links) und dann Helmut Reuter
Beste Stimmung beim Finale mit DJ Ötzi. Einige Bauern tragen nach dem letzten Spiel rote Bademäntel
Wolfgang Elias, ZDRK-Referent für Öffentlichkeitsarbeit