Steffen Henkel, Schenklengsfeld - Vorbild für Neueinsteiger
Erfolge, so sagt man, stellen sich erst nach vielen Jahren oder im Alter ein. Steffen Henkel ist ein Beweis dafür, dass man große Erfolge auch in jungen Züchterjahren bzw. schon nach kurzer Zeit erringen kann. Damit ist er gleichzeitig Vorbild und Motivation für alle Interessenten, die bisher noch keine oder nur wenige Erfahrungen in der Rassekaninchenzucht haben, mit Können, Wissen und einem „guten Riecher“ ganz Großes zu erreichen.
Steffen Henkel, der 1971 geboren wurde, lebt mit seiner Ehefrau und seinen drei Kindern in der Gemeinde Schenklengsfeld in Osthessen. Er arbeitet als Elektriker bei dem großen Düngemittelproduzenten Kali und Salz in Philippsthal.
Vor der Rassekaninchenzucht war Steffen Henkel, in Schlaggemeinschaft mit seinem Bruder, organisierter Brieftaubenzüchter. Durch Familiengründung und Hausbau ist er jedoch nur noch passives Mitglied in dem Verein.
Vor einigen Jahren bekam er auf der Suche nach einem Rexkaninchen-Rammler, was für einen nicht organisierten Züchter sehr schwierig sein kann, von einem Kollegen, der damals noch selbst Rassekaninchenzüchter war, Lohkaninchen schwarz angeboten. Diese begeisterten Steffen Henkel sofort. Somit wurde er am 1. Januar 2006 Mitglied im KZV K 99 Hersfeld „Edle Rasse“ und kurz darauf auch im Loh- und Weißgrannen-Club Kurhessen. Daneben ist er seit 2008 auch Mitglied in der kurhessischen Herdbuch-Vereinigung. Seit Januar 2011 gehört er als passives Mitglied auch noch dem KZV K 97 Ronshausen an. In diesem Verein, in dem auch mehrere jüngere Mitglieder und Preisrichter organisiert sind, werden alle Fragen rund um die Rassekaninchenzucht geklärt, Tierbesprechungen durchgeführt bzw. Fahrten und Tiertransporte zu Landes- und Bundesschauen organisiert. „Hier kann man viel lernen und bekommt immer gerne geholfen bis hin zur Ausstellungs- bzw. Zuchttierauswahl“, lobt Steffen Henkel die Ronshäuser Züchter.
Nach mehreren erfolglosen Versuchen, wirklich gute Zuchttiere von namhaften Züchtern zu bekommen, wurde er durch ein Gespräch mit einem ihm leider unbekannten Züchter auf der 22. Bundes-Rammlerschau 2009 in Kassel auf Walter Sartor aus Haiger aufmerksam. „Der Walter Sartor hat in Deutschland mit die besten Schwarzloh!“, war die damalige Aussage. Kurzum wurde mit Walter Sartor, heute Ehrenabteilungsleiter der ZDRK-Herdbuchabteilung, und dessen Freund Otto Schaumann Kontakt aufgenommen. Wenig später wechselten die ersten Zuchttiere von Haiger nach Osthessen. Bei mehreren Besuchen wurden Zuchttiere und Erfahrungen übernommen. Mit der Nachzucht dieser Tiere wurde sofort die Landesmeisterschaft mit 387,5 Punkten gewonnen (beste Zuchtgruppe der Schau, bestes Tier der Schau mit 98,0 Punkten und Silberne Medaille des Landesbetriebes Landwirtschaft Hessen). „Walter Sartor ist der Vater meines Erfolges!“, betont Steffen Henkel.
Pro Jahr werden von Steffen Henkel etwa 60 bis 80 Jungtiere aufgezogen. Diese sitzen in sehr großzügigen Buchten innerhalb der vorbildlichen und sehenswerten Zuchtanlage, die über einen Teil seines Grundstückes direkt am Wohnhaus verteilt ist, ausschließlich auf Stroh. „Ich reinige die Buchten lieber einmal mehr als einmal zu wenig“, erzählt er.
Eingesetzt werden bis zu fünf Rammler und zehn bis zwölf Häsinnen. Die Jungtiere werden nach etwa sechs Wochen von der Häsin abgesetzt. Innerhalb von einer Woche können die Jungen dann hin und wieder noch einmal kurz gesäugt werden. Mit zehn Wochen erfolgt die endgültige Umsetzung der Jungtiere in Einzelbuchten.
Die Gesundheit und die Sauberkeit der Tiere sind für Steffen Henkel extrem wichtig. Er schwört auf eine regelmäßige Wurmkur und die Behandlung gegen Kokzidiose. Damit hat er bisher beste Erfahrungen gemacht und keine Verluste verzeichnen müssen. Gegen RHD wird der gesamte Bestand geimpft und nicht nur einzelne Ausstellungs- oder Zuchttiere. Beim Trinkwasser achtet er penibel genau auf den PH-Wert des Wassers, das seinen Tieren neben Heu ständig zur Verfügung steht.
Gefüttert werden die Tiere mit einer Mischung aus Pellets mit Strukturmüsli, gequetschtem Getreide, Hafer, Johannisbrot und Petersilie. Grünfutter wird nicht gereicht. Je nach Jahreszeit werden Möhren bzw. Kräuter wie Giersch, Himbeerblätter oder Topinamburpflanzen angeboten.
Der erfolgreiche Züchter meidet Jungtierschauen. „Ich besuche die Schauen und sehe mir die Tiere an, stelle dort aber selbst nicht aus“, geht er eine klare Linie. „Diese Schauen sind meistens zu Zeiten, zu denen es extrem heiß ist und das möchte ich meinen Tieren nicht antun. Ich bevorzuge die großen Schauen im Herbst und Winter“. Um die Gefahr zu vermeiden, dass sich seine Kaninchen vor Bundes- bzw. Landesschauen mit Krankheiten anstecken, wird auf kleinere Schauen, die zu nah an solchen Terminen liegen, verzichtet.
Da Heu und Stroh in kleinen Bunden immer schwieriger zu bekommen sind (pro Jahr werden etwa 250 Bunde Stroh und 200 Bunde Heu benötigt) wird dies seit einigen Jahren selbst produziert. Hinter der Zuchtanlage hat er eigens für die Heugewinnung eine Wiese mit ca. 2.200 Quadratmeter gepachtet. Dafür steht ein Schlepper, ein Wender und seit kurzem auch ein Schwader zur Verfügung.
Gleich im ersten Jahr gelang Steffen Henkel die Erringung des Kreismeistertitels des KV Hersfeld-Rotenburg und diesen Erfolg konnte er in den Folgejahren noch zweimal wiederholen. Bei der Landesschau des LV Kurhessen 2010 wurde er Landesmeister. Des Weiteren wurden mehrere Club- und LV-Herdbuchmeisterschaften errungen. Bei der Europaschau im Dezember 2012 in Leipzig stellte er mit einer 0,1 mit 97,5 Punkten den Europa-Champion und zeigte mit 386,5 Punkten eine der besten Kollektionen. Bei der 24. Bundes-Rammlerschau im Februar 2013 in Oldenburg präsentierte er mit 97,5 Punkten den Bundessieger und hatte gleichzeitig mit stolzen 389,0 Punkten die zweitbeste Zuchtgruppe der gesamten Schau (Silberne Plakette des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz).
Bei derartigen Erfolgen ist es klar, dass die meisten Tiere als Zuchttiere verkauft bzw. auf einem nahe gelegenen Kleintiermarkt an Halter zur Weiterzucht abgegeben werden. Die restlichen Tiere schlachtet Steffen Henkel für den Eigenverbrauch innerhalb der Familie bzw. für Freunde und Bekannte.
Steffen Henkel stellt sich aber auch für die Organisation zur Verfügung. So ist er seit drei Jahren Zuchtbuchführer beim KZV K 99 Hersfeld „Edle Rasse“ und seit Anfang dieses Jahres auch noch Schriftführer. Im KV Hersfeld-Rotenburg wurde er im Jahr 2010 zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt.
BILDUNTERSCHRIFTEN:
Steffen Henkel vor einem Teil seiner sehr großzügigen vorbildlichen Zuchtanlage
Steffen Henkel präsentiert eines seiner erfolgversprechenden Ausstellungstiere
Wolfgang Elias, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Presse im LV Kurhessen