Wilhelm Urff, Breuna

Über 80 Jahre und noch immer aktiv

Dass man mit über 80 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört, beweist Wilhelm Urff aus Breuna jeden Tag aufs Neue. Der Dachdeckermeister, der früher ein eigenes Unternehmen hatte, züchtet seit 25 Jahren mit großem Erfolg die Rasse Helle Großsilber.

1988 begann Wilhelm Urff mit der Rassekaninchenzucht, nachdem bereits zwei Jahre zuvor seine Tochter Simone, die allerdings heute nicht mehr züchtet, Rassekaninchen hatte. Simone hatte ihren Vater auf den Geschmack gebracht und von ihr hatte er damals auch Zuchtkaninchen der Rasse Helle Großsilber bekommen. Diese Rasse züchtet Wilhelm Urff  bis zum heutigen Tag. Dazwischen hatte er auch fünfzehn Jahre lang bis 2009 Kleinsilber blau gezüchtet.

Am 1. Januar 1988 wurde Wilhelm Urff Mitglied im K 101 Nieste. In diesem Verein blieb er bis Ende 1990 und wechselte am 1. Januar 1991 zum K 50 Kassel. Aus Altersgründen - er möchte nicht mehr ständig die Fahrten von Breuna nach Kassel auf sich nehmen - ist er dort Ende 2012 ausgetreten und seit Januar 2013 Mitglied im K 49 Zierenberg, zumal er hier mit anderen Züchtern aus Breuna gemeinsam nach Zierenberg fahren kann.

Daneben war er mehr als zwanzig Jahre Mitglied im Silber-Club Kurhessen.

Wilhelm Urff war mehrere Jahre Schriftführer jeweils im K 101 Nieste und im K 50 Kassel.

Durch den bekannten Herdbuch-Züchter Wilhelm Hohmann aus Großalmerode, der leider bereits verstorben ist, lernte Wilhelm Urff viele deutsche Spitzenzüchter der Rasse Helle Großsilber kennen. Einige Zuchttiere wurden dann käuflich erworbenund langsam in die eigene Zucht integriert. Sehr großen Wert legte Wilhelm Urff immer auf gute Züchterfreundschaften, die er unter anderem mit Dirk Schellewald aus Marsberg, Helmut Pflüger aus Burghasungen und Eckhard Ziems aus Ober-Waroldern (Twistetal) in all den Jahren gepflegt hat. Viele gute Zuchttiere hat er von Bernd Mössing aus Eickeloh bekommen, dem er dafür sehr dankbar ist.

An Zuchttieren hat Wihelm Urff ständig zwei Rammler und fünf Häsinnen in seiner Zuchtanlage. Aktuell hat er 30 Jungtiere, in früheren Jahren waren es auch 50 und mehr Tiere.
Die Tiere hält er auf Rosten und nur die Jungtiere sitzen auf Stroh. Die Jungen werden nach sechs bis acht Wochen von der Häsin abgesetzt und dann zunächst nach Geschlechtern getrennt noch einige Zeit zusammen in einer Bucht aufgezogen.

Wenn eine säugende Häsin nach dem Werfen hitzig ist, wird sie von Wilhelm Urff zwei bis drei Tage von ihren Jungen getrennt gehalten und nur einmal am Tag zum Säugen zu ihren Jungen gelassen. „Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Wilhelm Urff nicht ohne Stolz. „Man kann sie auch gleich nach dem Werfen wieder decken, damit die Hitzigkeit verschwindet, aber das bedeutet dann ja auch, dass man nach vier Wochen schon wieder Junge von der Häsin bekommt und die bisherigen Jungtiere dann nicht mehr gesäugt werden und das möchte ich nicht!“

Wilhelm Urff ist sehr dankbar für die Mithilfe seine Frau Rita: „Ohne sie ginge das alles gar nicht mehr! Meine Frau ist der „Motor“ und der Antreiber und sagt, wann die Ställe gereinigt werden müssen. Fünfzig Prozent der Ställe reinigt sie ganz allein!“ Daneben hilft Rita Urff ihrem Mann aber auch beim Schaufertigmachen der Tiere vor den Ausstellungen und natürlich im großen Garten, der sich am Haus befindet.

Gefüttert wird über das gesamte Jahr hinweg Kraftfutter, Heu und Wasser. Früher wurde das Heu selbst gemacht, heute wird es von einem ortsansässigen Bauern gekauft. „Ich füttere seit drei Jahren in der Aufzucht nur Strukturfutter  und die anderen Tiere bekommen seit fünfzehn Jahren Pellets von nur eines Herstellers und damit habe ich bisher beste Erfahrungen gemacht! Ich habe keine Ausfälle bei meinen Tieren“, schwört Wilhelm Urff auf seine Methoden. „Meine Devise ist es auch, recht knapp zu füttern. Das kostet zwar Überwindung, aber man darf die Tiere nicht totfüttern!“ Er meint damit die Ungeduld mancher Züchter, die ihre Tiere relativ schnell aufwachsen sehen wollen und dafür die Futtermenge einfach erhöhen. Für ihn steht auch fest, dass die Enterecolitis nichts mit Vererbung sondern ausschließlich mit der Fütterung zu tun hat.

In das Trinkwasser gibt er hin und wieder eine Substanz, die wie Essig die Algenbildung in den Trinkgefäßen reduzieren bzw. verhindern soll und zusätzlich noch einige Vitamine enthält.

Seine Tiere werden weiterhin jeden zweiten Tag fast das gesamte Jahr über mit Markstammkohl gefüttert. Er hat im Garten eine größere Fläche damit angebaut und bereits ab der achten bis neunten Woche bekommen auch die Jungtiere entsprechende Rationen von diesem Kohl. Früher hat er die Pflanzen aus einem Gewächshaus bezogen und bekommt sie heute aus einer Gärtnerei am Ort. „Vor einigen Jahren hatten wir noch einen Acker Land und da stand der Markstammkohl mannshoch auf dem Feld!“, erinnert sich Wilhelm Urff gern an frühere Zeiten. „Da hatte ich im Sommer auch noch Grünes gemäht und gefüttert und im Winter zentnerweise Möhren, aber davon bin ich inzwischen abgegangen“.

Sowohl mit den Hellen Großsilbern als auch mit seinen Kleinsilber blau konnte Wilhelm Urff zahlreiche Erfolge erzielen. So wurde er mehrfach Kreismeister des KV Kassel und Umgebung, Rassemeister und drei Mal Clubmeister des Silber-Clubs Kurhessen, mehrfach Landesmeister bei den LV-Schauen Kurhessen und er stellte zahlreiche Siegertiere und Klassensieger bei Bundes-Kaninchenschauen und Bundes-Rammlerschauen. Etliche Pokal und auch ZDRK-Medaillen in seinem Arbeitszimmer beweisen seine großen züchterischen Erfolge. In der Champions-Edition belegt Wilhelm Urff momentan einen sehr beachtlichen achten Platz!

„Ein Preisrichter-Urteil muss man als Züchter anerkennen und bei einem negativen Urteil nicht auf den Preisrichter schimpfen“, rät der erfahrene Züchter Wilhelm Urff. „Ich habe immer die Fehler meiner Tiere, die der Preisrichter aufgezeigt hat, erkannt und entsprechend in der weiteren Zucht umgesetzt!“

In diesem Jahr wird Wilhelm Urff für 25-jährige Mitgliedschaft mit der Ehrennadel in Silber des LV Kurhessen ausgezeichnet.

 

 

Wolfgang Elias, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Presse im LV Kurhessen

 


Wilhelm Urff setzt seine Tiere – hier eine Häsin mit Jungen – möglichst oft in einen Freilauf ins Gras


Wilhelm Urff mit einem Hellen Großsilber vor einem Teil seiner Zuchtanlage


Markstammkohl wird von Wilhelm Urff seit vielen Jahren angebaut und steht seinen Tieren auch im Hochsommer zur Verfügung