Chronik des Herdbuchs Kurhessen
Um das Herdbuch zu verstehen, muß man ein bißchen die Geschichte des Herdbuches kennen,
zumindest sollte man ein wenig davon gehört haben.
Wieso gerade Herdbuch und wofür?
Dieser Name drängt sich förmlich auf, denn die Großviehzüchter hatten unter diesem Namen schon lange eine Elitezucht geschaffen. Hier war das Herdbuch der Inbegriff für Schönheit und Leistung der Tiere. Das galt für die Pferde und Rinderzucht. Was Sprach dagegen, diese Zuchtform auch bei den Rassekaninchen einzuführen, war sie doch stark verpflichtend.
Hier mußte das Herdbuch ansetzen. Man versteifte sich nicht auf Einzeltiere, sondern begann mit der Stammzucht. Man setzte auf einen Stammvater und dessen Nachzucht von vielen Häsinnen. Genau wie in der Großviehzucht. Ein Markanter, den Standartvorschriften nahekommender Stammvater sollte möglichst mit vielen Häsinnen Junge zeugen, die seinem Erscheinungsbild in großer Zahlt entsprechen. Nur so war ein Vergleich über die Vererbungskraft eines Rammlers möglich. Und so suchte man unter diesen Aspekten das Interesse der Züchter an der Herbuchzucht zu wecken. Die gezüchteten Rassen wechselten im Herdbuch genau wie in der allgemeinen Landeszucht. Waren es in den Anfangsjahren rund 60 % Angora, 30% große und mittlere Rassen und nur 10% kleine Rassen ohne Zwerge, so liegt das Verhältnisheute völlig anders. Heute werden im Herdbuch in allen Landesverbänden 10% Angora, 40% große und mittlere Rassen und 50% kleine Rassen und Zwerge gezüchtet.
Im Februar 1942 wurden von der damaligen Landwirtschaftskammer die Zuchtfreunde Rößler, Wimmel, Gück und Brethauer als Herdbuchanwärter vorgeschlagen.
Im Februar 1943 fand dann in Leipzig die 1. Reichskörschau statt. Hier stellten die Zuchtfreunde Rößler und Gück mit jeweils Hellen Großsilber, Brethauer mit Blauen Wienern und Wimmel mit Kleinchinchilla ihre Tiere aus. Es handelt sich damals um Stämme, die aus 2,4 Tieren, also 2 Rammlern und 4 Häsinnen, bestanden.
Im Jahre 1945, also unmittelbar nach Kriegsende gründete sich die Herdbuchabteilung Kurhessen. 1946 folgten die Landesverbände Rheinland und Hessen-Nassau. 1947 nahm auch das Westfälische Herdbuch die Arbeit wieder auf.
Der erste Vorstand der Herdbuchabteilung Kurhessen setzte sich nach der Überlieferung von Heinrich Gück wie folgt zusammen.
- 1. Vorsitzender Fritz Wimmel
- Stellvertreter Heinrich Brethauer
- Schriftführer Heinrich Leineweber
- Zuchtwart Heinrich Gück
Am 24.04.1968 wurde ein neuer Vorstand gewählt:
- Ehrenvorsitzender Fritz Wimmel
- 1.Vorsitzender Heinrich Leineweber
- 2.Vorsitzender und Obmamm für Angora Konrad Wiegand
- Kassierer Heinrich Brethauer
- Schriftführer Bodo Ickler
Die Vorstandswahl am 07.04.1973 ergab folgendes Ergebnis:
- Ehrenvorsitzender Fritz Wimmel
- 1.Vorsitzender Heinrich Leineweber
- 2.Vorsitzender Fritz Lukas
- Kassierer K. Kranz
- Schriftführer K. Kraschewski
- I. und II Zuchtwart F. Lukas und M. Eberhardt
Am 26. Mai 1981 gab Herdbuchobmann Heinrich Leineweber das Amt ab und wurde für seine Verdienste um das Herdbuch zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Herr Dr. Ernst Wilke vom Landesamt wird als Ehrenmitglied ernannt und nimmt das Amt an.
Der neue Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
- Ehrenvorsitzender Heinrich Leineweber
- 1. Vorsitzender Willi Hohmann
- 2. Vorsitzender Hans-Werner Range
- Kassierer Johannes Flach
- Schriftführer Herbert Soldat
- Zuchtwart Manfred Eberhard
Alle Zuchtfreunde wurden einstimmig gewählt.
Die Herdbuchabteilung Kurhessen trauert um den Langjährigen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden Heinrich Leineweber, der am 23. Januar 1994 nach Vollendung seines 81. Lebensjahres unerwartet verstorben ist.
Der neue Vorstand laut Jahreshauptversammlung vom 17.04.1994:
- 1. Vorsitzender Willi Hohmann
- 2. Vorsitzender Hans-Werner Range
- Kassierer Friedhelm Volkmann
- Schriftführer Klaus Schröder
- Zuchtwart Hermann Röhre
Folgender Vorstand wurde in der Hauptversammlung vom 21.04.1996 gewählt:
- 1. Vorsitzender Friedhelm Volkmann
- 2. Vorsitzender Hans-Werner Range
- Kassierer Günter Lorey
- Schriftführer Klaus Schröder
- Zuchtwart Hermann Röhre
- Körrichter Hermann Röhre und Hans-Wilhelm Hainmüller
Als Ehrenmitglied der Herdbuchvereinigung Kurhessen wird der Langjährige Herdbuchobmann Willi Hohmann von der Versammlung ernannt. Herbert Scheffler wird in der Hauptversammlung vom 21.3.1999 zum Schriftführer gewählt.
Der Vorstand nach der Hauptversammlung vom 10.02.2008:
- 1. Vorsitzender Friedhelm Volkmann
- 2. Vorsitzender Jürgen Henne
- Kassierer Björn Fern
- Schriftführer Herbert Scheffler
- Zuchtwart und Körrichter Alfred Bosold
- Körrichter Hans-Wilhelm Hainmüller
Der Vorstand nach der Hauptversammlung vom 16.03.2014 bis heute:
- 1. Vorsitzender Wolfgang Riehm
- 2. Vorsitzender Jürgen Henne
- Kassierer Friedhelm Volkmann
- Schriftführer Mike Wagner
- Zucht- und Schulungsleiter Alfred Bosold
- Körrichter Alfred Bosold, Bernhard Große und Hans-Wilhelm Hainmüller
Die Vorsitzenden der Herdbuchvereinigung waren:
- 1945 – 1968 Fritz Wimmel
- 1968 – 1981 Heinrich Leineweber
- 1981 – 1996 Willi Hohmann
- 1996 – 2014 Friedhelm Volkmann
- 2014 - heute
Die Herdbuchabteilung des LV Kurhessen wurde seit der Gründung bis heute von nur fünf Vorsitzenden geführt.
Ab dem Jahre 1947 wurden dann die Körschauen den Landesverbandsschauen jeweils angeschlossen.
Von nun an ging es mit der Kaninchen-Herdbuchzucht bergauf.
So wurden im Jahre 1952 insgesamt 174 Tiere gekört.
Voraussetzung für einen Herdbuchanwärter waren 18 Buchten und 1,2 Zuchttiere.
In diesen Jahren waren neben dem Körrichter und dem Herdbuchobmann immer ein Beamter der Landwirtschaftskammer bei der Körung zugegen. Bereits im Jahre 1955 zählte die Vereinigung 24 Mitglieder.
Laut Versammlungsbeschluß vom 2.10.1972 wurde folgende Ausstellungsklassen beschlossen.
- Klasse 1 Vatertier und 3 Wurfgeschwister und 4 Wurfgeschwister von 2 Häsinnen
- Klasse 2 Wie Klasse 1 jedoch ohne Vatertier
- Klasse 3 Vater oder Muttertier mit 3 Wurfgeschwister (Familie)
- Klasse 4 4 Wurfgeschwister
Ferner können auch Einzeltiere ausgestellt werden.
Um die Kaninchen-Herdbuchzuchtabteilungen auch in der Zukunft den Erfordernissen anzupassen treffen sich die Obmänner in regelmäßigen Tagungen in Verbindung mit den ZDK-Tagungen. Hier wurden die Weichen für die Herdbucharbeit gestellt. Z.B. auf der Tagung vom 30.Mai 1965 in Kassel wurde die Rasse Weiße Neuseeländer als Herdbuch –Rasse anerkannt. Diese Rasse sollte auf Grund besonderer Voraussetzungen als Zweitrasse, entgegen den Bestimmungen des Herdbuches gehalten werden. Es wurde ausdrückliche darauf hingewiesen, daß Herdbuchzüchter keine Mastkaninchenzüchter sind.
Bis zum Jahre 1972 gab es neben dem Herdbuch noch die Sparte der Spezialzüchter. Auf der ZDK-Tagung am 30.10.1971 wurden die beiden Sparten Herdbuchzüchter und Spezialzüchter zusammengelegt. Die Neue Abteilung heißt: Herdbuch für Normal- und Kurzhaar. Im Jahre 1998 wurden die Richtlinien für die Anerkennung als Herdbuchzüchter überarbeitet. Die Ausstellungsbestimmungen im Herdbuch wurden neu festgelegt.
Jedes neue Mitglied muß zur Anerkennung als Herdbuchzüchter zwei mal einen großen Stamm auf einer Herdbuch- Landes- oder Bundesschau mit Erfolg vorgestellt haben. Die Anwärterzeit beträgt in der Regel 2 Jahre. Wenn die Kriterien erfüllt wurden erfolgt die Anerkennung. Der Züchter darf dann seine Zucht anerkannte Herdbuchzucht nennen. Die Anerkennung durch den Abteilungsleiter des Landesverbandes als Vorsitzender, Herdbuchztuchtwart und Körrichter mit Mehrheitsbeschluß und ist durch eine Urkunde zu bestätigen.
Die einzelnen Zuchtgruppen im Herdbuch sind:
- Klasse 1 1,0 mit 3 + 4 = 7 Nachkommen
Vater mit einmal drei und einmal 4 Nachkommen (jeweils Wurfgeschwister)
Aus dem laufenden Zuchtjahr von zwei verschiedenen Häsinnen. - Klasse 2 4 + 4 Nachkommen
Zweimal 4 Wurfgeschwister aus dem laufenden Zuchtjahr von zwei verschiedenen Häsinnen aber von einem Vater - Klasse 3 1,0 mit 3 + 2 x 2 = 7 Nachkommen
Vater mit einmal drei Nachkommen (Wurfgeschwister) einer Häsin und
zweimal zwei Nachkommen (jeweils Wurfgeschwister) von einer zweiten Häsin.
Alle ausgestellten Nachkommen müssen im laufenden Zuchtjahr geboren sein. -
Klasse 4 4 + 2 + 2 = 8 Nachkommen
Einmal 4 Nachkommen (Wurfgeschwister) einer Häsin und
zweimal zwei Nachkommen (Wurfgeschwister) von einer zweiten Häsin aus dem laufenden Zuchtjahr.
Alle 8 Nachkommen müssen vom gleichen Vater sein. -
Klasse 5 1,0 oder 0,1 mit 3 Nachkommen oder 4 Wurfgeschwister
Die vorgestellten Nachkommen müssen aus dem laufenden Zuchtjahr sein.
Der Hauptbestandteil der Herdbuchzucht ist der lückenlose Herkunftsnachweis.
In der Körordnung wird die Vergabe der Körnote geregelt. Die Höchstpunktzahl der Körnote ist 40 Punkte.
Die Körnote setzt sich zusammen aus
- Durch Abstammungsnachweis belegte Vorfahren
- Aufzuchtleistung der Häsin – Vererbung des Rammlers
- Preisrichterurteil Bewertung des Rammlers nach dem Standard des ZDRK
- Ausgeglichenheit d.h. durchschnittliche Bewertung der Wurfgeschwister.
Die Herdbuchvereinigung Kurhessen zählt heute 25 Mitglieder. In 21 Herdbuch-Betrieben werden folgende Kaninchenrassen nach den derzeitig gültigen Richtlinien gezüchtet. Deutsche Riesen, Helle Großsilber, Blaue Wiener, Rote Neuseeländer, Weiße Neuseeländer, Japaner, Thüringer, Weißgrannen, Alaska, Separator, Kleinsilber gelb, Kleinsilber havanna, Lohkaninchen schwarz und Zwergwidder thüringerfarbig. Die Erfassung der Zucht- und Nachzuchttiere erfolgt durch die EDV-Anlage in der Geschäftsstelle der Vereinigung. Jeder Herdbuchzüchter hat so die Sicherheit, daß er beim Verkauf von Zuchttieren die erforderlichen Abstammungsnachweise zur Verfügung gestellt bekommt. Die Züchter der Herdbuchabteilung Kurhessen konnten schon viele Titel wie Bundessieger, Deutsche Meister Landesmeister und Europachampion erringen.
Zum Schluß möchte ich an die Worte unseres ZDRK Ehrenobmannes erinnern. Herdbuchzüchter sind keine besseren Züchter als die Züchter der allgemeinen Landeszucht und wollen auch keine Sonderstellung. Aber sie machen sich mehr Arbeit mit ihren Zuchten. Damit meinte er die erforderliche Dokumentation der Zuchtarbeit
Friedhelm Volkmann Abteilungsleiter für Herdbuch im LV Kurhessen