KIZV 1912 K44 Hofgeismar
100 Jahre erfolgreiche Vereinsarbeit
Der K 44 Hofgeismar feierte mit über 150 Gästen mit einem Festakt sein 100-jähriges Vereinsjubiläum in der Stadthalle in Hofgeismar.
Vorsitzender Rudolf Haake begrüßte zahlreiche Ehrengäste aus der Politik sowie den Vorsitzenden des LV Kurhessen, Bernhard Große, Vertreter des befreundeten Partnervereins Bufleben aus Thüringen und zahlreiche Vertreter befreundeter Vereine aus Nah und Fern.
Schirmherr Heinrich Sattler, Bürgermeister der Stadt Hofgeismar, stellte fest, dass aufgrund zahlreicher Veranstaltungen des Jubiläumsvereins die Stadt zum „Mekka der Kleintierzucht“ in Deutschland geworden sei. Er gratulierte zum Jubiläum, wünschte auch für die kommenden Jahre eine positive Vereinsarbeit und überreichte mit den Worten „Ein Onkel, der ein Geschenk mitbringt, wird lieber gesehen als eine Tante, die Klavier spielt“ dem Vereinsvorsitzenden ein Geldpräsent im Namen der Stadt Hofgeismar.
Bernhard Große dankte im Namen des Vorstandes des LV Kurhessen dem K 44 für 100 Jahre geleistete Arbeit im Sinne der Rassekaninchenzucht. Er überbrachte die Glückwünsche nicht nur vom LV Kurhessen, sondern auch vom ZDRK, wünschte für die weitere Vereinsarbeit viel Glück und Erfolg und überreichte Haake vom ZDRK einen Ehrenteller und vom LV eine Landesverbands-Plakette, eine Urkunde und ein Geldpräsent.
Der Vorsitzende des KV Hofgeismar, Mario Kramm, dankte dem K 44 Hofgeismar für dessen Mitarbeit innerhalb des KV und überreichte einen Ehrenpreis vom KV sowie ein Präsent aller im KV Hofgeismar organisierten Vereine.
Steffen Rang, Vorsitzender des KlZV Bufleben (Thüringen) gratulierte zum Jubiläum und war froh, dass sein Verein den Jubiläumsverein nun mittlerweile fast ein Vierteljahrhundert begleiten durfte. Er dankte den Verantwortlichen des Hofgeismarer Vereins und erwähnte auch die verstorbenen Bodo Ickler und Erich Schorbach, denen auch hinsichtlich der Partnerschaft der beiden Vereine sehr viel zu verdanken sei.
Rang erinnerte mit viel Humor an das Gründungsjahr des Hofgeismarer Vereins und bezeichnete das Jahr 1912 insbesondere aus Sicht der damaligen DDR als das „Jahr der Katastrophen“, denn damals sank die Titanic und Erich Honecker, langjähriger Staatsratsvorsitzender der DDR, wurde geboren, aber trotzdem sei in diesem Jahr glücklicherweise der Verein gegründet worden. Auch er überreichte Haake ein Präsent.
Rolf Spiecker erinnerte in seinem Rückblick auf 100 Jahre erfolgreiche Vereinsarbeit. Der Kaninchenzuchtverein Hofgeismar wurde im September 1912 im Jägerhof in Hofgeismar gegründet. Als einziges Gründungsmitglied ist Ernst Bänisch bekannt, der 1972 verstarb. Er war Vorsitzender von 1933 bis 1945 sowie Ehrenvorsitzender. In dieser Zeit wurden ausschließlich Kaninchen gezüchtet.
Die erste Schau veranstaltete der Verein nach dem Ersten Weltkrieg am 9. November 1919.
Weil die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln zu dieser Zeit nicht gut war, „wuchsen Kaninchenzüchter wie Pilze aus dem Boden“, so ein Zitat aus den wenigen noch verbliebenen Unterlagen der damaligen Zeit. Die Menschen hätten demnach festgestellt, dass Kaninchenfleisch besser schmecke als das amerikanische Gefrierfleisch. Für Zuchttiere wurden hohe Preise gezahlt, allerdings „wanderten die meisten Tiere direkt in die Pfanne.“
1931 wurde die Weltschau in Leipzig besucht, um Tierkäufe für den Verein zu tätigen. 1933 wurde die Gauausstellung in Kassel mit Tieren beschickt.
Zur Stärkung der Vereinskasse musste im Jahr 1934 jedes Mitglied dem Verein ein Jungtier und im Jahr 1937 je ein gutes Winterfell zur Verfügung stellen.
Das 25-jährige Jubiläum wurde mit einer Vereinsschau und einem Kommersabend gefeiert.
Mit dem Jubiläumsjahr kam aber auch die Zeit, dass nur noch hochwertige sogenannte Wirtschaftsrassen gezüchtet werden sollten. Ein Ankauf eines Vereins-Rammlers der Rasse Weiße Wiener wurde so durch Versammlungsbeschluss vom 22. August 1937 bei der Reichsfachgruppe beantragt. Unterstützt wurden ab dem Jahr 1938 durch die Reichsfachgruppe nur noch diese Wirtschaftsrassen wie Helle Großsilber, Angora, Neuseeländer sowie Blaue und Weiße Wiener und Rassen wie beispielsweise Rexe, Havanna, Klein-Chinchilla, Russen, Marburger Feh und Hermelin waren nicht mehr gefragt. Tätowiert wurden 1938 289 Kaninchen und davon waren 281 Tiere der Wirtschaftsrassen. Dies zeigt deutlich die damalige Entwicklung der Tierzuchten.
Eine im August 1938 in Liebenau geplante Versammlung musste durch die Polizei genehmigt werden und eine im Herbst 1939 geplante Ausstellung konnte nicht durchgeführt werden, weil die Hälfte der Mitglieder zum Militär eingezogen war.
In der Versammlung im Oktober 1939 wurde folgender Aufruf der reichsfachgruppe bekanntgegeben: „Es ist die heiligste Pflicht, die Fleisch-, Fell- und Wollproduktion in das Unermessliche zu steigern, zum Wohle des gesamten Deutschen Volkes.“
1942 mussten Tiere der Wirtschaftsrassen, die mindestens vier Monate alt waren, für einen Transport nach Krakau bereitgestellt werden. Ab 1942 mussten alle Vereinsmitglieder Ohrenmarken für ihre Tiere einführen. Es gab jedoch Probleme mit der Lieferung und so blieb es weitestgehendst bei der Tätowierung.
Anfang 1945 kam die Vereinsarbeit zum Erliegen und durch den persönlichen Einsatz weniger Züchter wurde im Frühjahr 1946 die Genehmigung von der damaligen amerikanischen Militärregierung erreicht, dass sie Vereinsarbeit wieder aufgenommen werden konnte. Als erste Verein in Hofgeismar konnten die Kaninchenzüchter bereits am 15. Mai 1946 wieder ihre Versammlung besuchen. Über die Aufnahme neuer Mitglieder musste eine zu bildende Aufnahmekommission vorentscheiden.
Nach kurzer Zugehörigkeit zum KV Kassel schloss sich der Verein im November 1947 dem wiedergegründeten KV Hofgeismar an. 1948 musste die geplante Jungtierausstellung wegen der Währungsreform und der damit verbundenen fraglichen Finanzierung abgesagt werden. Dafür wurde eine Tischbewertung durchgeführt.
Die Mitgliederentwicklung nahm in den Nachkriegsjahren enorm zu und so waren von 1947 bis 1952 insgesamt 55 Mitgliederzugänge zu verzeichnen. Mit 79 Mitgliedern war dies der höchste Stand in der Vereinsgeschichte.
1951 wurde dann die Sparte der Geflügelzüchter gegründet und der Verein in Kleintierzuchtverein 1912 Hofgeismar umbenannt.
Im November 1958 wagte es der Verein erstmalig, eine KV-Geflügelausstellung in Hofgeismar auszurichten. Allerdings war mit einem Überschuss von 9,27 DM der finanzielle Erfolg nicht gerade überwältigend.
Der Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Ausrichtung der Landesschau des LV der Kaninchenzüchter Kurhessen im Jahre 1969 in der Halle am Reithagen in Hofgeismar mit fast 1.700 Tieren, die auch in en damals noch vorhandenen Nischen der Halle untergebracht wurden. Es war bis zu diesem Zeitpunkt die größte Schau im LV.
Kurz vor der Grenzöffnung suchte der KlZV 1924 Bufleben über den Hessischen Rundfunk Kontakt zu einem KlZV der hiesigen Region und nach einem ersten Briefwechsel fuhr eine Hofgeismarer Delegation nach Bufleben, um die Weichen für eine zukünftige Partnerschaft beider Vereine mit regelmäßigen Besuchen und der Durchführung gemeinsamer Schauen zu stellen.
Diese Freundschaft hält nun seit 24 Jahren. In der Anfangszeit, im letzten Jahr der deutschen Teilung, gestaltete sich der Austausch jedoch recht schwierig. Es war nicht nur ein Einreisevisum nötig, sondern es mussten auch die Tauben der Geflügelzüchter geschmuggelt werden. Dazu wurden sie in atmungsaktiven Feinstrumpfhosen gebändigt und in Jackenärmeln versteckt. Die Jacken hingen dann unauffällig am Haken im Zugabteil. Dort hatten es die Tauben dunkel, waren ruhig und erregten so kein Aufsehen.
1992 war der Verein Ausrichter der Landesverbandstagung der Kaninchenzüchter Kurhessen und in diesem Jahr erfolgte auch die Einweihung und offizielle Übergabe des neuen Vereinsraumes in der Turnhalle am Reithagen durch die Stadt Hofgeismar. Der Verein hatte sich mit über 200 Arbeitsstunden sehr rege an den Umbauarbeiten beteiligt.
Zu den Schauhöhepunkten gehören die KV-Schauen der Rassekaninchenzüchter, die Lokalschauen der Sparte Geflügel und die Vergleichs-Schauen des Hofgeismarer Vereins mit dem KlZV Bufleben. 1991 und 2001 richtete der Verein jeweils die LV-Club- und Herdbuchschau in Hofgeismar aus.
Der Verein beteiligte sich ab dem 1. Nachkriegs-Viehmarkt im Juni 1952 bis zum heutige Tag jährlich mit einer Kleintierausstellung anlässlich des traditionellen Hofgeismarer Viehmarktes.
Natürlich kamen auch die geselligen Veranstaltungen innerhalb des Vereins nicht zu kurz. So wurden in den 30er-Jahren Leiterwagenfahrten mit zwei Pferdestärken, Kappenbälle, ein italienischer Sommernachtsball sowie das heute noch jährlich auf dem Programm stehende Kaninchenessen durchgeführt. Daneben veranstaltete der Verein bis heute zahlreiche Wanderungen, Grillfeste und Busfahrten.
Die bisherigen Vereinsvorsitzenden:
Weidemann (1927 – 21.05.1933), Bänisch (21.05.1933 – 1945), Höhmann (15.05.1946 -
31.12.1946), Schumacher (01.01.1947 – 31.12.1950), Klein (01.01.1951 – 31.12.1962), Widera (01.01.1963 – 31.12.1973), Spiecker (01.01.1974 – 31.12.2003), Hobein (01.01.2004 – 31.12.2006) und Haake (seit 01.01.2007).
Dem Vorstand gehören im Jubiläumsjahr folgende Zuchtfreunde an:
Rolf Spiecker (Ehrenvorsitzender, Zuchtwart Geflügel und Käfigwart), Rudi Haake (1. Vorsitzender und Pressewart), Peter Bickel (2. Vorsitzender, Zuchtwart Kaninchen und stellvertretender Tätowiermeister), Daniel Schinkel (1. Schriftführer und Ringverteiler), Jürgen Hobein (2. Schriftführer und Jugendwart), Michael Wagner (1. Kassierer), Olaf Groß (2. Kassierer und Zuchtbuchführer), Friedel Jäger (Beisitzer) und Ulrich Katarius (Tätowiermeister).
Der Verein hat momentan 50 Mitglieder, davon 19 aktive Züchter/-innen und sechs Jugendliche.
Im Showteil des Festaktes traten Lothar Grübel und Jörn Schwerin vom Partnerschaftsverein aus Bufleben als Wildecker Herzbuben auf. Sie hatten eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Originalen und brachten eine super Stimmung in den Saal.
Wolfgang Elias, Referent für Öffentlichkeit und Presse im LV Kurhessen
Einige der Geehrten, Aktiven und Verantwortlichen des Vereins anlässlich der Jubiläumsfeier
Ehrung treuer und verdienter Mitglieder: Friedel Jäger, Rolf Spiecker, LV-Vorsitzender Bernhard Große, Jürgen Hobein, Vorsitzender Rudolf Haake, Heinrich Schäfer, Willi Müller, KV-Vorsitzender Mario Kramm und Peter Bickel (von links)
Weitere Ehrungen verdienter Mitglieder
Lothar Grübel und Jörn Schwerin vom Partnerschaftsverein aus Bufleben traten als Wildecker Herzbuben auf und brachten Stimmung in den Saal