KTZV K 66 Espenau

75 Jahre Höhen und Tiefen in der Vereinsarbeit

Der KTZV K 66 Espenau konnte jetzt das 75-jährige Vereinsjubiläum feiern und blickte in einer Feierstunde auf ein bewegtes Vereinsleben zurück.

Der Vorsitzende des KTZV K 66 Espenau, Frank Lehmann dankte allen Vereinsmitgliedern und den vielen Helfern für die geleistete Arbeit, um dieses Jubiläum hier feiern zu können. Er denke insbesondere an die schweren Zeiten während und nach dem 2. Weltkrieg, als sich immer wieder Idealisten fanden, die den Verein am Leben hielten. Heute sei das Hobby Kleintierzucht mehr von der Liebe zum Tier bestimmt. Früher war mit der Kleintierhaltung oft die Nahrungssicherung der Familie verbunden, um „den Kochtopf zu füllen“. Die Schnelllebigkeit unserer Zeit, die Vielzahl der Angebote und Möglichkeiten, die veränderte Interessenlage und die neue Kommunikationswelt erzeugen andere Zielvorstellungen und Wünsche. Kleintierhaltung bedeute zusätzliche Arbeit, fordere tägliche Anwesenheit und Bindung und darum sei es heute sehr schwer, ein aktives Mitglied zu gewinnen oder einen Jungzüchter für den Verein zu begeistern.

Espenaus Bürgermeister Michael Wielert, der selbst Mitglied im Jubiläumsverein ist, lobte die Verdienste und Aktivitäten des Vereins auch innerhalb der Gemeinde. Hiermit beweise der K 66 Espenau, dass auch kleine Vereine etwas bewegen können.

Wolfgang Elias dankte im Namen des Vorstandes des LV Kurhessen dem Jubiläumsvereinfür 75 Jahre geleistete Arbeit im Sinne der Rassekaninchenzucht. Er erinnerte an das Gründungsjahr des Vereins, als die Kleintierzucht auf die Wirtschaftlichkeit ausgerichtet war und die Kaninchenzucht mehr der Ernährung der Bevölkerung diente. Dies habe sich im Laufe der Zeit gewandelt und die Rassekaninchenzucht sei heute eine anerkannte Freizeitbeschäftigung aller Bevölkerungsschichten. Er lobte den Verein, denn der LV Kurhessen und alle Züchterinnen und Züchter aus dem KV Kassel und darüber hinaus hätten in der Vergangenheit von der guten Arbeit des K 66 profitiert. Dieses Jubiläum solle den Vereinsmitgliedern Mut machen, auch in der Zukunft mit Erfolg ihre züchterische Arbeit zu betreiben, die gute Gemeinschaft im Kreis der Freunde zu pflegen, die Vielfalt der Rassen zu erhalten und das Bewusstsein der Öffentlichkeit dafür zu stärken.

Elias überbrachte die Glückwünsche vom LV Kurhessen und dem ZDRK und wünschte für die weitere Vereinsarbeit viel Glück und Erfolg, ein beständiges Wachsen und Gedeihen. Er überreichte dem Vereinsvorsitzenden Lehmann vom ZDRK einen Ehrenteller sowie vom LV eine Plakette, eine Urkunde und ein Geldpräsent.

Hans Becker, Vorsitzender des KV Kassel und Umgebung, gratulierte für den KV und dankte dem KTZV K 66 Espenau für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit in all den Jahren innerhalb des KV.

Am 11. Januar 1937 fanden sich nach Überlieferungen in der Küche von Jakob Horn vier Liebhaber der Kaninchenzucht zusammen und gründeten den Kaninchenzuchtverein Mönchehof. Es waren Heinrich Obermann, Heinrich Vitt, Hans Scharff und Jakob Horn. In dem Jahr kamen dann noch Georg Schmidt, Wilhelm Goßmann, Willi Lichtenhahn und Willi Kirchhoff hinzu und der Verein wurde unter der Vereinsnummer K 129 den Verbänden gemeldet. Die ersten Rassen im Verein waren Blaue Wiener, Weiße Wiener, Lohkaninchen schwarz und Kleinchinchilla.

Vorsitzender des Vereins wurde Jakob Horn und in seinem Wohnzimmer wurden auch die ersten Versammlungen durchgeführt. Später wählte man dann eine Gastwirtschaft für die Versammlungen gewählt, um bei der damaligen politischen Führung nicht in den Verdacht zu geraten, sich illegal zu treffen.

Die Kaninchenzucht begann mit der Rasse Kleinchinchilla, die von den Senioren des Vereins über viele Jahre als Vereinsrasse gehalten wurde.

Schon bald nach der Gründung wurden die ersten Ausstellungen organisiert. Sie fanden unter den großen Kastanienbäumen am Mönchehofer Bahnhof statt. Dieser Traditionsstandort wurde auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg genutzt. Während des Krieges waren die Vereinsmitglieder in die „Kriegsproduktion“ eingespannt. Felle und Angorawolle mussten abgeliefert werden.

Weil mehrere Vereinsmitglieder auch Geflügel züchteten, wurde der Verein 1940 in Kleintierzuchtverein umgewandelt. Am 1. Januar 1942 wurde der Verein dem KV Hofgeismar zugeordnet

Obwohl vor dem Zweiten Weltkrieg Ausstellungen mit 100 und mehr Tieren durchgeführt wurden, brachten die letzten Kriegsjahre infolge der Einberufungen vieler Zuchtfreunde einen Rückschlag im Vereinsleben. Nach dem Krieg mussten die Zuchten mit dem wenig übriggebliebenen Tiermaterial neu aufgebaut werden. Leider sind im Krieg auch einige Vereinsunterlagen verschollen.

1949 trafen die Zuchtfreunde wieder zusammen. Zu den alten Idealisten kamen neue Zuchtfreunde wie Helmut Fritze, Adolf Bachmann, August Wetzel und Horst Lotze. Es ging wieder aufwärts. Allerdings kamen auch viele Interessenten wegen eines Zuchttieres oder eines Bratens, denn die Fleischtöpfe hingen zu dieser Zeit recht hoch und die Tierliebe und Freizeitgestaltung ging leider durch den Magen. Als sich bessere Zeiten einstellten, kehrten sie der Kleintierzucht den Rücken.

1951 wurden die ersten Kaninchen in der Kurhessenhalle in Kassel ausgestellt. Ein Jahr später waren es dann schon wieder drei Versammlungen, bevor erst 1957 wieder zwei weitere Versammlungen stattfanden.

1958 wurden erstmals Kaninchen zur sogenannten Tierbesprechung mit in die Versammlungen gebracht. Die Versammlungen wurden nun am Sonntagmorgen durchgeführt und das Vereinslokal war nun das Gasthaus „Zum Anker“ in Mönchehof. Es kamen weitere Züchter in den Verein, was ein Beweis für den Fleiß und die Beharrlichkeit der letzten Jahre war. Erstmals nach zwölf Jahren konnte wieder eine kleine Vereinsschau mit 115 Tieren durchgeführt werden, die in der Öffentlichkeit ein großes Echo hinterließ.

Es wurden in den Folgejahren zahlreiche Ausstellungen bis nach Bebra beschickt.1962 wurde laut Protokollbuch für das 25-jährige Bestehen beschlossen: „Zur Jubiläumsfeier sollte jeder Zuchtfreund mit einem Kaninchen zum Abendessen beitragen.“ Der Vorstand
beschloss weiterhin, eine Flasche Korn für alle sowie für jeden Teilnehmer zwei Flaschen Bier zu spendieren.

Bei der Jubiläumsschau wurden 240 Kaninchen ausgestellt. In diesem Jahr konnte auch eine Jugendgruppe ins Leben gerufen werden.

Mitte der 60er-Jahre wuchs der Verein. Zuchtfreunde aus Hohenkirchen, Schäferberg, Grebenstein, Fürstenwald und Oelshausen kamen hinzu. Auch die Sparte Geflügel freute sich über den guten Zulauf. Es wurden Ausstellungen im gesamten Bundesgebiet besucht.
Im Mai 1977 wurden 21 neue Käfige (60er) für 1.527 DM gekauft.

1978 wurde das Vereinsgelände „Am Kamp“ als zweites Standbein aufgebaut und der ehemalige „Ziegenstall“ in Eigenregie umgebaut. Die Mitglieder, insbesondere Hans Lehnert und Erwin Lehmann, leisteten hier viele Arbeitsstunden.

Ab 1980 sammelten Vereinsmitglieder Papier und Lumpen und so konnte der Verein ein gutes finanzielles Polster schaffen. Hervorzuheben bei dieser Aktion waren die Züchter Willi Börner, Willi Egerland, Rolf Baumann und Erwin Lehmann.

Ab den 1980er-Jahren wurde der Name Lehmann ein fester Begriff und Bestandteil im K 66 Espenau. Nicht nur Erwin, Wolfgang oder Manfred Lehmann drückten dem Verein ihren Stempel auf, sondern auch Uwe, Sonja, Günter, Frank, Sebastian, Kai, Nadine und Sascha
kamen hinzu. So war es auch nicht überraschend, wenn mehrfach der Name Lehmann unter den erfolgreichen Ausstellern erschien. Noch heute sind acht Mitglieder der Familie Lehmann im Verein.

Erfreulich im Jahre 1982 war die Tatsache, dass im Verein insgesamt neun Jungzüchter aktiv waren, von denen heute noch drei Ämter im Verein ausüben.

Beim 50-jährigen Vereinsjubiläum 1987 war als letztes Gründungsmitglied Heinrich Obermann mit 86 Jahren dabei.

2006 wurden Überlegungen angestellt, wie es mit dem K 66 und der traditionellen Jungtierschau, die jährlich im August durchgeführt wurde, weitergehen sollte, denn einige Zuchtfreunde waren verstorben und andere Züchter aufgrund Krankheit nicht mehr einsetzbar. Es wurde die Idee geboren, mit den Nachbarvereinen eine Vergleichsschau durchzuführen und seit nunmehr sechs Jahren findet mit bis zu acht Vereinen und 150 Tieren eine Vergleichsschau statt. Diese Vereine sind der K 33 Grebenstein, K 37 Gottsbüren, K 38 Harleshausen, K 44 Hofgeismar, K 58 Wilhelmshöhe, K 68 Oedelsheim, K 83 Rothwesten und K 115 Hümme.

Bisherige Vorsitzende des K 66 Espenau waren Jakob Horn (1937 – 1945), Hans Scharff
(1946 – 1957), Helmuth Fritze (1958 – 1966), Willi Börner (1966 – 1972), Hans Scharff
(1973 – 1974), Gerhard Brede (1975 – 1977), Horst West (1978 – 1979), Rolf Baumann
(1980 – 1994), Wolfgang Lehmann (1995 – 1999) und Frank Lehmann (seit 1999).

Züchter des K 66 Espenau haben in den 75 Jahren ca. 15.500 Kaninchen, ca. 10.000 Hühner und ca. 20.000 Tauben aufgezogen.

Der heutige Vorstand des KTZV K 66 Espenau:
Frank Lehmann (Vorsitzender und Zuchtbuchführer), Wolfgang Lehmann (stellvertretender Vorsitzender, Zuchtwart Geflügel und Ausstellungsleiter Geflügel), Karl-Heinz Sonneborn (Kassierer), Günter Lehmann (Schriftführer), Marco Hampe (Tätowart), Karsten Sonneborn (Zuchtwart Kaninchen und Ausstellungsleiter Kaninchen) und Platzwart Uwe Lehmann.

Ehrenmitglieder des Vereins sind Erwin Lehmann, Wolfgang Lehmann und Karl-Heinz Frohmüller.

Feste Veranstaltungen des K 66 Espenau sind seit über 45 Jahren die Wanderungen am Vatertag nach Zierenberg zu einem Vereinsmitglied (bis 2004) und nach Fürstenwald zum Kegeln (seit 2005). Diese Aktion hatte damals Helmuth Fritze ins Leben gerufen. Daneben findet jeweils im Mai eine Busfahrt statt.

Die Vereinsmitglieder treffen sich an jedem ersten Freitag im Monat zu einer Versammlung. An jedem zweiten Wochenende im August wird die Jungtiervergleichsschau durchgeführt.Der Verein hat momentan acht aktive Rassekaninchenzüchter (darunter ist seit diesem Jahr erstmals wieder eine Jungzüchterin) und drei aktive Rassegeflügelzüchter. Momentan werden acht Rassen im Verein gezüchtet.

 

Wolfgang Elias, Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Presse im LV Kurhessen

 


Vorsitzender Frank Lehmann beim Festakt zum 75-jährigen Bestehen des Vereins


Liebevolles Detail: Die im Verein gezüchteten Kleintiere wurden zur Jubiläumszahl vereint


Durch die während der Jubiläumsfeier an den Wänden des örtlichen Bürgerhauses angebrachten zahlreichen Fotos aus der Vereinschronik wurden Erinnerungen an die Höhepunkte der Vereinsgeschichte geweckt


Der Vorstand des K 66 Espenau: Zuchtwart und Ausstellungsleiter Kaninchen Karsten Sonneborn, Vorsitzender und Zuchtbuchführer Frank Lehmann, Tätowart Marco Hampe, stellvertretender Vorsitzender Wolfgang Lehmann und Kassierer Karl-Heinz Sonneborn.
Auf dem Foto fehlt Schriftführer Günter Lehmann.